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Magnesiaestrich (MA / Steinholz): Eigenschaften und Anwendung des Spezialestrichs

Magnesiaestrich, nach Norm DIN EN 13813 als MA bezeichnet, ist ein Estrich mit einem besonderen Bindemittelprinzip und spezifischen Eigenschaften, die ihn von gängigen Zement- oder Calciumsulfatestrichen unterscheiden. Oft historisch als “Steinholz” bekannt, wenn organische Füllstoffe verwendet werden, bietet MA Vorteile wie geringes Gewicht und gute Dämmeigenschaften, ist jedoch extrem feuchtigkeitsempfindlich und korrosiv gegenüber Metallen. Seine Anwendung erfordert daher spezialisierte Kenntnisse und ist ausschließlich auf trockene Innenräume beschränkt.

Zusammensetzung und Grundprinzip

Die Basis von Magnesiaestrich bildet die chemische Reaktion von kaustisch gebranntem Magnesit (Magnesiumoxid, MgO) mit einer wässrigen Magnesiumsalzlösung (MgCl₂ oder MgSO₄). Diese Komponenten erhärten zu einer festen Matrix. Die charakteristischen Eigenschaften werden durch Füllstoffe maßgeblich beeinflusst:

  • Organische Füllstoffe (z.B. Holzmehl) ergeben den leichten, dämmenden “Steinholz”-Typ.
  • Anorganische Füllstoffe (z.B. Quarzsand) erhöhen die mechanische Belastbarkeit.
  • Spezielle Zusätze können die Farbe oder die elektrische Leitfähigkeit beeinflussen.

Entscheidend für die Planung und Anwendung ist das Wissen um zwei kritische Materialeigenschaften: die extreme Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und das hohe Korrosionspotenzial, insbesondere bei chloridbasierten Systemen (MgCl₂).

Übersicht: Wesentliche Eigenschaften von Magnesiaestrich (MA)

Die nachfolgende Tabelle stellt die Kernmerkmale übersichtlich dar:

EigenschaftBeschreibung / AusprägungAnmerkung
Norm-KürzelMAGemäß DIN EN 13813
BindemittelMagnesiumoxid (MgO) + Magnesiumsalzlösung (MgCl₂ oder MgSO₄)Bildet Magnesiumoxychlorid/-sulfat
Typische FüllstoffeOrganisch (z.B. Holzmehl = “Steinholz”) oder AnorganischPrägen Dichte, Dämmung, Feuchteverhalten
RohdichteGering bis mittel (ca. 1,0 – 1,9 kg/dm³)Abhängig von Füllstoffen; leichter als Zementestrich
WärmedämmungGutBesonders bei organischen Füllstoffen
SchalldämmungGutBesonders bei organischen Füllstoffen
Elektr. LeitfähigkeitEinstellbar (von isolierend bis leitfähig/antistatisch)Wichtig für Industrie / ESD-Bereiche
Chem. BeständigkeitGut gegen Öle, Fette, LösungsmittelVorteil in Werkstätten etc.
FeuchteempfindlichkeitSEHR HOCH!Nicht wasserfest! Zersetzung bei Feuchteeinwirkung!
KorrosivitätHOCH (besonders MgCl₂-basiert bei Feuchte)Schutz von Metallteilen (Rohre, etc.) zwingend erforderlich!
EinsatzbereichAusschließlich dauerhaft trockene InnenräumeKeine Nassräume, keine feuchtegefährdeten Keller, kein Außenbereich!
VerarbeitungAnspruchsvoll, erfordert spezialisierte FachkenntnisGenaue Rezeptur, Klima beachten, Metallschutz, Sorgfalt
Belegreife-PrüfungKeine CM-Messung möglich! (Ausgleichsfeuchte / Darrprüfung)Längere, kontrollierte und schonende Trocknung/Erhärtung notwendig

Spezifische Anwendungsbereiche (Nur im trockenen Innenbereich!)

Die besonderen Eigenschaften und strikten Einschränkungen definieren die Nischenanwendungen für MA:

  • Industrie-/Gewerbeböden: In trockenen Zonen, wo elektrische Ableitfähigkeit (ESD), Antistatik oder Resistenz gegen Öle/Lösungsmittel entscheidend sind (z.B. Elektronik, Feinmechanik, bestimmte Lager).
  • Sanierung (Altbau): Als leichter Estrich auf Holzbalkendecken in trockenen Wohn- oder Büroräumen, oft als Ersatz für alten “Steinholz”-Estrich.
  • Dekorative Böden: Eingefärbt und geschliffen als sichtbarer Nutzestrich in trockenen repräsentativen Bereichen.

Nochmaliger Hinweis: Der Einsatz ist nur in dauerhaft trockenen Innenbereichen zulässig. Jede Anwendung in Bereichen mit potenzieller Feuchtebelastung (Bäder, WCs, Küchen, viele Keller, Außenbereiche) ist ausgeschlossen.

Vorteile von Magnesiaestrich

Bei fachgerechtem Einbau am richtigen Ort bietet MA folgende Vorteile:

  • ☁️ Geringes Gewicht: Entlastet die Tragkonstruktion, vorteilhaft bei Sanierungen.
  • 🌡️ Gute Dämmeigenschaften: Unterstützt Wärme- und Schallschutz (abhängig von Füllstoffen).
  • Einstellbare elektrische Leitfähigkeit: Ermöglicht antistatische oder ableitfähige Böden.
  • 🎨 Dekorative Vielfalt: Kann durchgefärbt und wie Terrazzo geschliffen werden.
  • 💧 Beständigkeit gegen Öle & Lösemittel: Robust in entsprechenden Umgebungen.
  • 📐 Geringe Schwindneigung: Reduziertes Risiko von Schwindrissen während der Erhärtung.

Gravierende Nachteile und zwingende Einschränkungen

Die Nachteile wiegen schwer und begrenzen den Einsatz massiv:

  • 🚫 Extreme Feuchtigkeitsempfindlichkeit: Dies ist der entscheidende Schwachpunkt. MA ist nicht wasserbeständig und zersetzt sich bei anhaltender Durchfeuchtung oder dauerhaft hoher relativer Luftfeuchtigkeit (über ca. 65-70%).
  • 🔩 Hohes Korrosionspotenzial: Besonders chloridhaltige MA-Systeme greifen Metalle bei Feuchtekontakt stark an. Ein umfassender Schutz aller metallischen Bauteile (Rohre, Leitungen, Bewehrungselemente, Abschlussprofile) ist unabdingbar.
  • ⏳ Komplexe und langwierige Erhärtung/Trocknung: MA benötigt spezifische, kontrollierte klimatische Bedingungen (Temperatur, Luftfeuchte) und härtet langsamer aus. Eine Beschleunigung durch Heizen oder starke Lüftung ist schädlich.
  • 🧑‍🔧 Sehr hohe Anforderungen an die Verarbeitung: Nur spezialisierte Fachbetriebe mit nachweislicher Erfahrung sollten MA verarbeiten. Fehler in Rezeptur, Verarbeitung oder Nachbehandlung führen fast zwangsläufig zu Schäden.
  • ⚠️ Untauglich für (übliche) Fußbodenheizungen: Das hohe Risiko von Schäden durch Leckagen (bei Wasser-Systemen) und die Korrosionsgefahr machen den Einsatz extrem riskant und nicht empfehlenswert.

Technische Klassifizierung nach DIN EN 13813

Die Klassifizierung erfolgt nach DIN EN 13813 mit dem Kürzel MA, ergänzt durch Druck- (C) und Biegezugfestigkeitsklasse (F): MA-C[Wert]-F[Wert].

  • MA: Magnesiaestrich (Magnesite Screed).
  • C[Wert]: Druckfestigkeitsklasse (z.B. C25 = ≥ 25 N/mm²).
  • F[Wert]: Biegezugfestigkeitsklasse (z.B. F5 = ≥ 5 N/mm²).

Spezifische Eigenschaften wie der Ableitwiderstand werden zusätzlich deklariert. Anwendungsregeln spezifiziert die DIN 18560.

Verarbeitung, Erhärtung und Belegreife

Die fachgerechte Verarbeitung ist entscheidend und komplex:

  • Untergrund: Muss absolut trocken sein.
  • Metallschutz: Ist penibel auszuführen.
  • Mischen: Exakte Einhaltung der Rezeptur ist kritisch.
  • Einbau: Zügig, sorgfältig verdichtet, angrenzende Bauteile vor dem aggressiven Mörtel schützen.
  • Klima: Kontrollierte, moderate Temperatur und niedrige Luftfeuchtigkeit während der Erhärtung sind Pflicht.
  • Erhärtung/Trocknung: Langsam und schonend, ohne Zwangstrocknung.
  • Belegreife: Komplex zu bestimmen, da die CM-Messung nicht anwendbar ist. Erfordert Messung der Material-Ausgleichsfeuchte oder Darrprüfung durch erfahrene Fachleute.

Konstruktionsvarianten

MA wird meist als Verbundestrich oder auf Trennlage eingebaut. Schwimmende Konstruktionen sind wegen der Feuchterisiken sehr kritisch zu bewerten.

Unser Qualitätsversprechen für Spezialestriche

Die Langlebigkeit und Funktionalität eines Magnesiaestrichs hängen maßgeblich von der Expertise des Verarbeiters ab. Wir als spezialisierter Fachbetrieb für Estricharbeiten garantieren Ihnen:

  • Fundiertes Fachwissen: Unsere Mitarbeiter kennen die spezifischen Anforderungen und Risiken von Magnesiaestrich genau.
  • Strikte Normenkonformität: Wir arbeiten konsequent nach den relevanten Normen (DIN EN 13813, DIN 18560) und technischen Regelwerken.
  • Geprüfte Materialqualität: Wir verwenden ausschließlich geeignete Rohstoffe und achten auf präzise Einhaltung der Mischungsverhältnisse.
  • Sorgfältige Ausführung: Von der Untergrundvorbereitung über den Schutz von Einbauteilen bis zur Überwachung der Erhärtung legen wir größten Wert auf Sorgfalt.
  • Kompetente und ehrliche Beratung: Wir klären Sie umfassend über die Eignung, die spezifischen Vorteile, aber auch die Risiken von Magnesiaestrich für Ihr konkretes Projekt auf.

Unser Fachwissen und unsere Sorgfalt sind bei der Verarbeitung dieses anspruchsvollen Materials unerlässlich, um eine hohe Ausführungsqualität sicherzustellen und kostspielige Fehler zu vermeiden. Vertrauen Sie auf unsere Expertise.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist Magnesiaestrich für Wohnräume geeignet?

Normalerweise nicht. Er wird hauptsächlich in Industrie und Gewerbe für spezielle Anforderungen eingesetzt. Für Wohnräume sind Zement- oder Calciumsulfatestriche die gängige Wahl. Eine Ausnahme kann die Sanierung alter Steinholzböden sein.

Ist Magnesiaestrich wasserdicht oder für Bäder geeignet?

Nein, absolut nicht! Er ist stark feuchteempfindlich und darf keiner dauerhaften Nässe ausgesetzt werden. Für Bäder oder Außenbereiche ist er ungeeignet.

Warum ist Magnesiaestrich leitfähig und funkenfrei?

Die elektrische Leitfähigkeit ergibt sich aus der Struktur des abgebundenen Magnesiumoxychlorid/-sulfat-Zements. Die Funkenfreiheit wird durch die Verwendung geeigneter, nicht funkenreißender Gesteinskörnungen erreicht (wichtig für EX-Bereiche).

Kann man Magnesiaestrich auf Fußbodenheizung verlegen?

Technisch ist es möglich, aber aufgrund der Feuchteempfindlichkeit (Risiko bei Leckagen) und der Verfügbarkeit besser geeigneter Heizestriche (CAF, CT) heute sehr unüblich und wird selten empfohlen.

Was ist der Unterschied zu Steinholzestrich?

Steinholzestrich ist der traditionelle Name für Magnesiaestrich, der organische Füllstoffe wie Holzmehl oder Sägespäne enthält. Heute werden oft auch rein mineralisch gefüllte Magnesiaestriche hergestellt.